Von der europäischen Idee geleitet, war bei der Gründung der Europäischen Wandervereinigung e.V. (EWV) 1969 das Ziel, ein grenzüberschreitendes europäisches Fernwegenetz mit völkerverbindendem Charakter zu schaffen. Die EWV als Dachorganisation der großen nationalen Wanderverbände repräsentiert heute 3 Mio. Wanderer in 63 Mitgliedsorganisationen aus 33 europäischen Ländern.
Ein Europäischer Fernwanderweg (E-Weg) ist ein Fernwanderweg, der mindestens durch 3 europäische Länder führt. Er ist ein Teil des Fernwanderwegenetzes, das von der EWV festgelegt und von den Mitgliederorganisationen instandgehalten wird.
Heute durchläuft ein Netz von 12 grenzüberschreitenden Fernwanderwegen fast ganz Europa mit einer Gesamtlänge von über 52.000 km. Davon verlaufen neun (E1, E3, E4, E5, E6, E8, E9, E10, E11) auf einer Länge von ca. 9700 km auf bundesdeutschem Gebiet.
Bei der Konzeption wurden bestehende nationale und überregionale Wanderstrecken mit eingebunden. Zu den bekanntesten Europäischen Fernwanderwegen zählt der E1, der die Bundesrepublik von Flensburg bis zum Bodensee in nord-südlicher Richtung durchquert. Die Europäischen Fernwanderwege in Deutschland verlaufen häufig über bekannte Strecken, wie den Eggeweg (E1), den Westweg (E1) oder den Ruppiner Land-Rundwanderweg (E10).
Noch nicht alle der ausschließlich ehrenamtlich betreuten Wegstrecken der Europäischen Fernwanderwege haben die gewünschten Qualitätsstandards bezüglich Wegführung und Markierung erreicht. Es empfiehlt sich daher eine gründliche Vorbereitung und Planung, wobei die zahlreiche Literatur von Wegbeschreibungen bis zu Reiseberichten zum Thema einen sinnvollen Einstieg bilden.
Für mehr Informationen besuchen Sie die Webseite: www.era-ewv-ferp.org
Europäische Fernwanderwege in Deutschland
-
Der europäische Fernwanderweg E1 führt mit einer Länge von ca. 8.500 Kilometern vom nördlichsten Punkt Europas bis an die Küste Siziliens. Wandernde durchqueren auf dem Weg von Nord nach Süd Norwegen, Finnland, Schweden, Dänemark, Deutschland, die Schweiz und Italien.
Der E1 in Deutschland
Auf dem E1 durchstreifen Wandernde Deutschland von Nord nach Süd und legen insgesamt etwa 1.900 Kilometer zurück. Dabei verläuft der E1 teilweise auf bekannten Fernwanderwegen und bietet damit die Möglichkeit, spannende Highlights am Wegesrand zu entdecken.
In der Nähe von Flensburg in Schleswig-Holstein überquert der E1 die dänisch-deutsche Grenze. Von hier aus brechen Wandernde auf in Richtung Hamburg, teils entlang der Eckernförder Bucht und vorbei an Kiel und Lübeck. In Hamburg können entlang des Weges bekannte Ecken der Stadt besucht werden: etwa die Außen- und Binnenalster oder die Hamburger Landungsbrücken. Weiter im Süden führt der E1 durch die malerische Landschaft der Lüneburger Heide nach Celle. Von hier aus schlängelt er sich westlich an Hannover vorbei und passiert das Steinhuder Meer, den größten See Norddeutschlands. In Hameln können sich Wandernde auf die Spuren des Rattenfängers von Hameln begeben, einer bekannten Sagengestalt. Hinter Hameln verläuft der E1 auf dem Hansaweg X9 und dem Cheruskerweg bis nach Detmold und von dort weiter auf die Höhenzüge des Teutoburger Walds und des Eggegebirges. Hier können Wandernde unter anderem das Hermannsdenkmal sowie die eindrucksvollen Externsteine bewundern. Über den Eggeweg erreichen Wandernde schließlich das Sauerland. In Siegen kann erneut auf Stadterkundungstour gegangen werden. Weiter geht es im Westerwald: Von Herdorf führt der Weg über Bad Marienberg und Montabaur bis nach Nassau (Lahn). Im Taunus setzen Wandernde ihren Weg dann bis nach Frankfurt am Main fort, vorbei am Großen Feldberg, dem höchsten Berg des Taunus. In Frankfurt am Main angekommen bieten sich zahlreiche Gelegenheit zum Erkunden, Entspannen und Genießen. Lässt man die Metropole hinter sich, führt der Weg gen Süden und hinein in den Odenwald. Über Darmstadt geht es weiter nach Pforzheim. In Ziegelhausen überqueren Wandernde die Neckar. Ab Pforzheim teilt sich der E1 den Streckenverlauf mit dem Westweg, der Wandernde in den Schwarzwald hineinführt. Hier warten traumhafte Gebirgslandschaften. Das letzte Stück des Weges in Deutschland verläuft der E1 dann auf dem Querweg Freiburg-Bodensee. Bei Konstanz am Bodensee verlässt er Deutschland dann und setzt seinen Weg in der Schweiz fort.
-
Der E3 durchquert den europäischen Kontinent von West nach Ost und legt dabei eine Distanz von knapp 9.900 Kilometern zurück. Von seinem Startpunkt in Spanien, dem berühmten Wallfahrtsort Santiago de Compostela, führt er Wandernde durch Frankreich, Belgien, Luxemburg, Deutschland, Tschechien, Polen die Slowakei, Ungarn und Rumänien, bis er seinen Endpunkt in Bulgarien erreicht.
Der E3 in Deutschland
Bei Perl im Saarland überquert der E3 die luxemburgisch-deutsche Grenze. Einen Teil des Weges verläuft er hier auf der Strecke des Saarland Rundwanderwegs. Wandernde durchstreifen den Hunsrück und folgen dem Wegeverlauf Richtung Taunus. Unterwegs kreuzt der E3 den E8 und – nachdem er Wiesbaden passiert hat – auch den E1. Vom Taunus gelangen Wandernde in die Region Wetterau und von dort in den Vogelsberg. In Fulda können Wandernde dann auf Stadtentdeckungstour gehen. Zwischen Fulda und Marktredwitz teilt sich der E3 den Streckenverlauf mit dem E6 und durchquert die Rhön, die Region Grabfeld, das Coburger Land und den Frankenwald. Alternativ können Wandernde aber auch die nördliche Variante nehmen, die über Eisenach und durch den Thüringer Wald führt. Bei Rechenberg-Bienenmühle geht die Variante wieder in die Hauptroute über. Der E3 setzt seinen Weg nun im Erzgebirge fort und überquert schließlich die deutsch-tschechische Grenze.
-
Der E4 beschreibt mit einer Länge von ca. 11.200 Kilometern einen weiten Bogen von der westlichen zur östlichen Mittelmeerküste. Er startet an der Straße von Gibraltar in Tarifa und endet Larnaka auf Zypern. Unterwegs durchqueren Wandernde Spanien, Frankreich, die Schweiz, Österreich, Deutschland, Ungarn, Serbien, Bulgarien, Griechenland und Zypern.
Der E4 in Deutschland
Der Streckenabschnitt des E4 in Deutschland verläuft über eine Distanz von ca. 336 Kilometern und teilt sich den Wegverlauf mit dem Maximiliansweg. Dieser Abschnitt ist die leichtere Variante; wer es sich zutraut, kann stattdessen auch die hochalpine Variante wandern, die in Österreich verläuft.
Auf der Route des Maximilianswegs verläuft der E4 vom Allgäu bis ins Berchtesgadener Land am Rande der Alpen entlang. Unterwegs können Wandernde nicht nur die beeindruckende Landschaft bewundern, sondern unter anderem auch das berühmte Schloss Neuschwanstein, Schloss Hohenschwangau und den Tegernsee bestaunen. Bei Bad Reichenhall verlässt der E4 Deutschland und setzt seinen Weg in Österreich fort.
-
Der E5 startet am westlichsten Punkt des französischen Festlands, dem Pointe du Raz, und führt Wandernde über knapp 2.700 Kilometer bis nach Verona in Italien. Neben Frankreich und Italien führt der E5 auch durch die Schweiz, Österreich und Deutschland.
Der E5 in Deutschland
Nur ein etwa 53 Kilometer langer Abschnitt des E5 verläuft in Deutschland. In der Nähe vom Staufner Haus am Hochgrat passieren Wandernde die österreichisch-deutsche Grenze. Bei Sonthofen, der südlichsten Stadt Deutschlands, überqueren Wandernde den Fluss Iller und folgen dem Flusslauf für einige Zeit. Über Oberstdorf führt der E5 bis zum Mädelejoch, wo er Deutschland verlässt und seinen Weg in Österreich fortsetzt.
-
Der E6 verbindet mit einer Strecke von ca. 6.300 Kilometern die Länder Schweden, Dänemark, Deutschland, Tschechien, Österreich, Slowenien und Griechenland miteinander. Allerdings kann die Tour auch verlängert werden, wenn Wandernde in Finnland starten
Der E6 in Deutschland
In Schleswig-Holstein überquert der E6 die dänisch-deutsche Grenze. Ab Kupfermühle teilt er sich ein Stück des Weges mit dem E1. Vorbei an Kiel und Lübeck geht es gen Süden; Hamburg wird östlich umgangen, bevor Wandernde auf die Elbe treffen und den Fluss bei Lauenburg überqueren. Von hier setzt der E6 seinen Weg in Richtung Braunschweig fort. Im Harz warten dann die ersten anspruchsvollen Steigungen. Bei Goslar trifft der E11 auf die Route des E6. Wandernde setzen ihren Weg nun weiter nach Süden in Richtung Eschwege fort. Nach Erreichen der Rhön wendet sich der Weg nach Osten durch das Gebiet zwischen Thüringer Wald, Main und Frankenwald ins Fichtelgebirge. Nun verläuft der E6 wieder Richtung Südosten durch den Böhmerwald und teilt sich in zwei Varianten, von denen eine (der "Nurtschweg") durch den Oberpfälzerwald weiter durch Deutschland verläuft und die andere durch Tschechien. Beide Strecken vereinigen sich wieder in Bayerisch Eisenstein im Bayerischen Wald. Bei Haidmühle in Bayern verlässt der E6 Deutschland dann und setzt seinen Weg in Österreich fort.
-
Mit einer Wegstrecke von etwa 6.300 Kilometern verläuft der E8 von der Südküste Irlands bis nach Bulgarien. Dabei durchmisst er Großbritannien, die Niederlande, Deutschland, Österreich, Tschechien, die Slowakei, Polen, Rumänien und Serbien. Aktuell (Stand 2021) fehlt es allerdings in Rumänien, Serbien und Bulgarien noch an der Umsetzung einzelner Wegabschnitte. Wandernde sollten die Strecke vorab also gut planen.
Der E8 in Deutschland
Bei Kleve in Nordrhein-Westfahlen überquert der E8 die niederländisch-deutsche Grenze. Wandernde beginnen den Tourenabschnitt in Deutschland also in der recht flachen Landschaft an Niederrhein. Vorbei am Ruhrgebiet geht es nach Aachen, wo sich insbesondere ein Besuch des Aachner Doms, der als UNESCO-Weltkulturerbe ausgezeichnet wurde, lohnt. Weiter geht es in Richtung Bonn; Wandernde durchstreifen die Eifel folgen ab Bonn dem Verlauf des Rheinhöhenwegs auf der linken Seite des Rheinufers. Die nächste Großstadt entlang des Weges ist Koblenz, wo die Mosel in den Rhein mündet. Von hier geht es weiter in Richtung Bingen am Rhein. Unterwegs können Wandernde die Schönheiten des Hunsrücks genießen. Der E8 führt jedoch nicht nach Bingen am Rhein hinein, sondern zweigt nach Süden ab und leitet Wandernde vorbei an Bad Kreuznach. Weiter südlich teilt sich der E8 auf und bietet Wandernden zwei Varianten an, um ihren Weg fortzusetzen: Die nördliche Variante biegt gen Osten ab und führt über Worms durch den Odenwald; die südlichere Variante führt zunächst noch ein Stück nach Süden, hinein in den Pfälzer Wald, biegt dann ebenfalls gen Osten ab und verläuft über Speyer und Heidelberg bis nach Tauberbischofsheim, wo sich die beiden Varianten wieder vereinen. Wer mag, kann in Rothenburg ob der Tauber und Dinkelsbühl auf Entdeckungstour gehen und die mittelalterlichen Stadtbilder bewundern. Der E8 teilt sich nun den Streckenverlauf mit dem Altmühltal-Panoramaweg. Bei Kehlheim überqueren Wandernde die Donau und folgen dem E8 weiter nach Regensburg. Die UNESCO-Weltkulturerbestadt ist definitiv einen Zwischenstopp wert! Die Landschaft des Bayerischen Walds prägt den folgenden Wegabschnitt; zum Teil verläuft der E8 hier auf dem Goldsteig, einem weiterem bekannten und vom Deutschen Wanderverband ausgezeichneten Fernwanderweg. Nicht weit von Passau entfernt überquert der E8 dann die deutsch-österreichische Grenze.
-
Der E9 ist der Küstenwanderweg unter den Europäischen Fernwanderwegen. Über ca. 12.000 Kilometer führt er entlang der Atlantik-, Nord- und Ostseeküste und verbindet die Länder Estland, Lettland, Polen, Deutschland, die Niederlande, Belgien, Großbritannien, Frankreich, Portugal und Spanien. Da es unterwegs kaum nennenswerte Steigungen gibt, lässt sich der E9 recht komfortabel wandern. Allerdings fehlen an einigen Stellen Wegeabschnitte, beispielsweise in Portugal und Spanien, sodass eine gute Planung der Strecke vorab sinnvoll ist.
Der E9 in Deutschland
Wandert man den E9 von Ost nach West, startet der Streckenabschnitt in Deutschland auf der Insel Usedom. Von hier aus führt er Wandernde zunächst nach Greifswald und weiter nach Stralsund. Immer entlang der Küste schlängelt sich der E9 vorbei an Rostock zur UNESCO-Welterbe-Stadt Wismar. Hier lohnt sich ein Zwischenstopp, um die Stadt näher kennenzulernen. Bei Lübeck – einem weiteren Highlight des Weges – verlässt der E9 die Küste und führt Wandernde ein Stück ins Landesinnere nach Hamburg. Bei Glückstadt überqueren Wandernde die Elbe und setzen ab Wischhafen ihren Weg fort. Der E9 verläuft hier auf der Strecke des Elbe-Weser-Wanderwegs. Bremerhaven und Wilhelmshaven sind die nächsten größeren Städte entlang der Strecke. Weiter nach Westen orientiert sich der E9 am Verlauf des Ems-Jade-Kanals und teilt sich den Streckenverlauf mit dem Jadeweg[1] und dem Ems-Jade-Weg[2]. Kurz vor Aurich (Ostfriesland) knickt der E9 dann ab und verläuft auf dem Ostfriesland-Wanderweg[3] Richtung Leer (Ostfriesland). Ein Stück weit folgen Wandernde dem Weg entlang der Ems, bevor es ab Weener Richtung deutsch-niederländischer Grenze geht. Kurz hinter Bunde verlässt der E9 Deutschland dann.
[1] https://www.reiseland-niedersachsen.de/erleben/wandern/wandertouren/jadeweg
[2] https://www.reiseland-niedersachsen.de/erleben/wandern/wandertouren/ems-jade-weg
[3] https://www.ostfriesland.travel/urlaubsthemen/wanderurlaub/ostfriesland-wanderweg
-
Der E10 verläuft über knapp 2.900 Kilometer von Deutschland durch Tschechien und Österreich über die Alpen nach Italien. Es ist jedoch geplant, den Weg weiter auszubauen und einen Streckenabschnitt in Finnland sowie in Frankreich und Spanien zu etablieren (Stand 2021).
Der E10 in Deutschland
Der E10 startet an der nördlichsten Spitze der Insel Usedom und führt Wandernde über Stralsund nach Süden in Richtung Güstrow. Von hier geht es durch die Mecklenburgische Seenplatte. Bei Strasen teilt sich der E10 in eine östliche Variante, die über Dannenwalde verläuft, und eine westliche Variante, die am Ruppinger See vorbeiführt. Bei Brieselang vereinen sich beide wieder zu einer Hauptroute. An Berlin führt der E10 nur vorbei; wer trotzdem auf Stadterkundungstour gehen möchte, hat in Potsdam die Chance dazu. Weiter geht es durch den Spreewald und die Niederlausitz nach Cottbus. Vorbei an der Talsperre Spremberg geht es nach Spremberg und von dort weiter in Richtung der deutsch-polnischen Grenze. Diese wird jedoch nicht überquert, stattdessen verläuft der E10 ein Stück an ihr entlang. Weiter südlich durchqueren Wandernde die Städte Niesky und Löbau, bevor der E10 kurz hinter Seifhennersdorf Deutschland verlässt und seinen Weg in Tschechien fortsetzt.
-
Von der niederländischen Nordseeküste bis an die polnisch-litauische Grenze führt der E11 Wandernde über rund 2.600 Kilometer. Da unterwegs nur wenige anspruchsvolle Steigungen warten, ist der E11 recht komfortabel zu wandern.
Der E11 in Deutschland
Unweit von Bad Bentheim überquert der E11 die niederländisch-deutsche Grenze. Von hier folgt er dem Verlauf des Töddenwegs. Über Rheine und über den Dortmund-Ems-Kanal geht es nach Osnabrück, wo der Töddenweg endet. Der E11 setzt seinen Weg durch das Wiehengebirge fort und folgt dem Wittekindsweg bis nach Porta Westfalica. Von hier aus folgt der E11 dem Verlauf des Weserberglandwegs bis nach Hameln, die Stadt des wohl berühmtesten Rattenfängers. Hier kreuzt auch der E1 den Weg des E11. Weiter geht es auf dem Ith-Hils-Weg, der Wandernde von Hameln nach Alfeld (Leine) führt. Nun durchqueren Wandernde den Harz. Über Bad Gandersheim, Goslar, Bad Harzburg, Wernigerode, Blankenburg, Thale und Eisleben geht es Richtung Halle (Saale). An der Saale führt der Weg nach Norden und über die Elbe und den Hohen Fläming in die Mark. Potsdam und Berlin werden durchquert, bevor es durch die östliche Mark an die Oder geht. Hier verlässt der E11 Deutschland und setzt seinen Weg in Polen fort.