Mit Open Street Map gibt es heute für Europa, häufig auch für den ländlichen Raum, eine frei verfügbare, oft gute digitale Kartenbasis,  die von vielen Anbietern im Wander- und Outdoorbereich genutzt wird. 

Digitale Karten sind zu unterscheiden in Raster- und Vektorkarten

 

Rasterkarten sind vergleichbar mit einer eingescannten klassischen Papierkarte. Sie bestehen aus einer einzigen zweidimensionalen Ebene und enthalten nur die dort aufgedruckten Informationen, egal wie stark man hinein- oder herauszoomt. Sie werden denn auch beim Hineinzoomen etwas pixelig, beim Herauszoomen „laufen sie zu“, werden also wegen der gleich bleibenden Informationsdichte etwas unübersichtlich.

 

Vektorkarten hingegen sind eigens für die digitale Welt geschaffen worden. Hier liegen die einzelnen Informationen auf mehreren Ebenen. So können je nach Zoom-Stufe bestimmte Details ein- oder ausgeblendet werden, die Darstellung bleibt immer übersichtlich und scharf.

Vektorkarten sind den Rasterkarten deutlich überlegen. Nur auf Vektorkarten können Points of Interest (POIs) hinterlegt werden, nur Vektorkarten sind wirklich routingfähig. Sprich, den vollen Funktionsumfang moderner GPS-Geräte kann man vernünftig nur mit Vektorkarten nutzen. Deshalb nutzen die gängigen Outdoor-Apps mindestens eine Kombination aus Vektor- und Rasterkarten-Layern oder nur Vektorkarten. 

 

Während nach und nach  fast alle Anbieter von Apps und GPS-Geräten inzwischen nur noch oder ergänzend zu eigenen Kartenmaterial auch auf Open Street Map-Daten zurückgreifen, sind die Geodatenämter der Bundesländer (früher Landesvermessungsämter) Stück für Stück aus dem Verkauf von digitalen Karten ausgestiegen oder steigen aus. Teilweise ging dies parallel zum Ausstieg aus der Herstellung von analogen Wanderkarten. 

 

In den meisten Fällen wird  heute auf den Portalen nur der jeweils ausgewählte Wege-Track auf der (Hintergrund)-Karte dargestellt.  Zu den wenigen Ausnahmen zählt die Kompass-Wanderkarten-App. Hier kann man sich (im Pro-Modus) auch das Kompass-Kartenwerk anzeigen lassen und hat eine deutliche bessere Übersicht über das regional verfügbare Wanderwegnetz.  Das ist in insbesondere für Varianten eines Weges oder bei flexibler Routenplanung hilfreich. 

 

Mehr zum Thema digitale Karten enthält auch das entsprechende Kapitel in unserem Praxiswissen zur Kartenkunde

  • Beim Routing muss der Wanderer seine Tour nicht im Detail planen, sondern gibt lediglich Start- und Zielpunkt ein, das GPS-Gerät ermittelt dann automatisch die Route. Für diese Funktion sind Vektorkarten erforderlich, bei denen sämtliche Wege mit Wegpunkten versehen sind. Somit führt das GPS den Wanderer nicht mehr wie bisher per Luftlinie zum Ziel, sondern wie bei der Autonavigation auf einem exakten, vorgeschlagenen Weg – in der Regel die kürzeste Verbindung.

    Dies ist an sich eine feine Sache. Denn bei der Luftlinien-Navigation kann es durchaus vorkommen, dass auf dem Weg zum Ziel größere Barrieren wie Bachläufe liegen, extreme Höhen zu überwinden sind oder Wege komplett fehlen.

    Das Problem beim Routing ist jedoch, dass die digitalen Karten zwar alle begehbaren Wege erfasst haben, diese aber nicht bewerten, zum Beispiel nach Wegbreite, Belag, Beschattung, landschaftlicher Schönheit und weiteren Kriterien. Die insgesamt 200.000 Kilometer Wanderwege in Deutschland sind bislang nirgendwo digital erfasst und bewertet. Das Projekt „Digitale Wegeverwaltung“ des Deutschen Wanderverbands ist gerade dabei, dies zu ändern.

    Und so kann es durchaus sein, dass das GPS den Wanderer entlang einer befahrenen Straße zum Ziel führt, während nicht weit entfernt ein – möglicherweise kaum längerer – landschaftlich reizvoller Waldweg wartet.

    Sprich, auch wenn die Anbieter das Routing als echten Fortschritt feiern, so lange die Wege nicht nach für Wanderer wichtigen Kriterien klassifiziert und im Gerät entsprechend selektierbar sind, sollte man anhand der Kartendarstellung die Eignung der vorgeschlagenen Route überprüfen.

  • Der Deutsche Wanderverband hat mit Unterstützung von Bundesumweltministerium (BMU) und Bundesamt für Naturschutz (BfN) eine praxisnahe Online-Wegeverwaltungssoftware für die Wegebetreuer der Wandervereine, Großschutzgebiete und Tourismusorganisationen entwickelt . Ziel ist es, rund 200.000 Kilometer des deutschen Wanderwegenetzes nach einheitlichen Standards digital zu erfassen und zu verwalten + einfachen Datenaustausch zu ermöglichen. Bei der Datenerfassung kommen GPS-Geräte für die Trackaufzeichnung und Lokalisierung von POIs zum Einsatz und die Daten können über einfache Schnittstellen schnell ins System geladen werden.

    Dabei können erstmals einzelnen Wegen und Wegabschnitten zahlreiche Informationen (Attribute) zugeordnet werden, von Wegenamen über Wegeart und Oberflächenbeschaffenheit bis hin zur Barrierefreiheit. Zudem lassen sich POIs wie Bänke, Rastplätze oder Wegweiser erfassen und Wegpunkte zusätzlich mit Fotos, Dokumenten oder Beschreibungen anreichern.

    Neben den technischen Lösungen, die diese Online-Wegeverwaltung bietet, steht vor allem die Qualifikation der ehrenamtlichen Akteure und deren Sensibilisierung für den Naturschutz im Fokus des Projektes. So werden etwa über das BfN deutschlandweit Naturschutzflächen und Großschutzgebiete im System zur Wegeplanung zur Verfügung gestellt.

    Die Informationen werden in etablierten Dateiformaten verarbeitet und daher auch mit anderen Systemen austauschbar sein. Die Wegeverwaltungssoftware ist für die Gebirgs- und Wandervereine, aber auch für andere wegebetreuende Organisationen, etwa Natur- oder Nationalparke, nutzbar sein. Weitere Informationen zur Digitalen Wegeverwaltung finden Sie hier (www.wegeverwaltung.de).