Die GR22 ist ein grüner Spaziergang entlang der großen Route der historischen Dörfer Portugals.

Als Wanderland ist Portugal noch nicht in aller Munde. Einzig an der Küste und entlang der historischen Jakobswege ist Wandern bisher populär. Dabei breitet sich zwischen den Hügeln und Tälern der zentralen Region Portugals eine wunderbar wanderbare grüne Landschaft voller Legenden und Schlösser, Geschmäcker und Traditionen aus. 12 einfache Dörfer als Etappenorte im dünn besiedelten Osten von Portugal – nicht weit von der spanischen Grenze – in denen man sich wie zu Hause fühlen kann, nehmen auf eine Reise in die Vergangenheit mit, erzählen von Königen und Königinnen, epischen und endlosen Schlachten.

Auf der GR 22, im Original »Grande Rota das Aldeias Históricas de Portugal«, zu den historischen Dörfern im Zentrum von Portugal zu reisen bedeutet, die Geschichte eines stillen Landes zu entdecken, dessen steinerne Gehwege entlang grüner Mauern teils schon zu Römerzeiten genutzt wurden. Mächtige Burgen und Wehranlagen tauchen am Horizont auf. Flüsse und Bäche werden gequert. Steile Hügel werden erklommen, weltentrückte grüne Täler durchwandert. Immer mit dabei ist das unvergleichliche Aroma der Landschaft, der Duft nach Kräutern, die sich auch in der für die Region typischen Gastronomie wiederfinden. Einzigartig sind die Landschaften, die – wohl auch Dank der langen Abgeschiedenheit – zu den schönsten Portugals und teils auch zum Weltkulturerbe des Landes im äußersten Südwesten Europas gehören. Der Portugiesisch-Spanische Naturpark Douro und der für seine Petroglyphen berühmte Archäologische Park im Côa Tal, der Tejo-Naturpark, sowie der Naturpark Serra da Estrela (der mit einer Höhe bis zu 1993 m das höchste Gebirge des portugiesischen Festlands und das größte Schutzgebiet Portugals ist) – um nur einige zu nennen – gehören zu den landschaftlichen Höhepunkten der insgesamt fast 600 Kilometer langen Rundwanderung.

Überall entlang der Strecke findet sich eine einzigartige Fauna und Flora von unglaublicher Schönheit, am Boden, wie auch in der Luft. Wildschweine durchstreifen die Wälder, Auerrinder weiden auf den weiten, hochflächenartigen Wiesen und Fischotter jagen in glasklaren Seen und Flüssen. Unvergesslich bleibt sicher das Kreisen der Geier über dem Schutzgebiet Faia Brava. Nicht von Ungefähr ist das grüne Herz Portugals kürzlich mit dem Zertifikat »Biosphere Destination« – als erste vernetzte Region der Welt – ausgezeichnet worden.

 

Für Reisende, die Herausforderungen mögen, unabhängig sein möchten und Kontakt mit den Menschen vor Ort schätzen, eignet sich der bestens mit Farbmarkierungen und Wegweisern markierte GR 22 als perfekte Wanderroute. Abends in einer Bar einzukehren gehört ebenso dazu, wie in kleinen familiären Hotels und Pensionen zu übernachten.

 

Um besonders tief in die Natur, Tradition und Geschichte der Region einzudringen, bieten sich besonders die 15 kurzen »historischen Routen« an, deren Längen zwischen drei und 25 Kilometern variieren und deren Schwierigkeitsgrade zwischen leicht, mittel und schwer angesiedelt sind. Ein kurzer Weg bedeutet jedoch nicht, dass es auch ein leichter ist. Jeder der 12 historischen Orte entlang der Hauptroute bietet zumindest einen Schlaufenweg an.

 

Die fast 600 Kilometer des GR 22 lassen sich in den meisten Fällen wohl nicht während eines Urlaubs erwandern. Das macht aber nichts. Die Region ist zu schön, um nicht zweimal dorthin zu reisen. Durch seine Zweiteilung in eine Nordschleife und eine Südschleife – am Fuß der Sierra de Estrela zwischen Sortelha und Belmonte. Die kleine Stadt mit ihrer Burg hat einen bedeutenden Sohn, dessen Herkunft man hier, weitab vom Meer, gar nicht erwarten würde: Admiral Pedro Álvares Cabral (1467 – 1526), der um das Jahr 1500 mit seiner Flotte das heutige Brasilien für den portugiesischen König in Besitz nahm. Wie vergessen wirkt Piódão, dessen Häuser übereinandergestapelt an den Hang geklebt scheinen. Andere Orte leben von ihrer Mystik, wie etwa Monsanto. Einst in der Obhut der Tempelritter, baute man Häuser und Wehranlagen unter Einbeziehung riesiger runder Felsblöcke. Noch weiter reicht die Geschichte von Marialva zurück, wie Ausgrabungen von Gebäuden und eines Staudamms aus der Römerzeit belegen.