Riesling ist anders! Er liebt die Sonne, kann aber auch Winter. Wärme ist wichtig. Kühle sorgt für die Entwicklung seiner Typizität. Das Klima an den südwärts gerichteten Hängen über dem Rhein ist ein Garant für eine gute, verlässliche Fruchtreife. Fallwinde aus dem Taunus bringen die nötige Frische und Niederschlagsmenge. Die Sonne kann ungehindert auf die Reben scheinen. Der Fluss wirkt als Feuchtigkeits- und Wärmespeicher und gleicht die Temperaturschwankungen wieder aus.

In der alten Kulturlandschaft erzählen viele Stationen vom frühen Weinbau. So etwa die „Schrötermuttergottes“ in Hallgarten. Die gotische Madonna aus gebranntem Ton stammt aus der Zeit um 1417 und war die Schutzheilige der Weinschröter – jene Männer die die schweren Fässer aus den Kellern zu den Fuhrwerken schaffen mussten. Noch weiter in die Geschichte geht der Entstehungsmythos des Weinbaus im Rheingau zurück. Karl der Große soll im 8. Jahrhundert beim Blick aus seiner Pfalz im linksrheinischen Ingelheim die frühe Schneeschmelze an den sonnigen Hängen rechts des Rheins aufgefallen sein. Dort wo heute Schloss Johannisberg in den Weinbergen steht, ließ er erste Rebstöcke pflanzen – sagt zumindest eine Legende. Belegt ist der Weinbau auf dem Johannisberg jedoch erst seit dem Jahr 817 – also drei Jahre nach dem Tod des Kaisers. Im benachbarten Walluf wird dagegen schon seit 779 nachweisbar Weinbau betrieben. Später trieben Mönche den Weinbau voran, der im 12. Jahrhundert seinen Höhepunkt durch die Mönche im Kloster Eberbach erreichte. Filmfreunde kennen die Mauern vom Kinofilm „Der Name der Rose“. Comicfreunden ist „Karl der Spätlesereiter“ ein Begriff. Dass der pfiffige Held der gezeichneten Abenteuer die Spätlese entdeckt hat ist aber nur ein Gerücht. 

Wer der Sache mit der Spätlese selbst auf den Grund gehen möchte, wandert am Johannisberg in knapp 2 Stunden durch die Wiege einer der ältesten und edelsten Rebsorten der Welt. Nicht minder schön ist die benachbarte Wanderung von Winkel zum idyllisch am Rand der Taunuswälder gelegenen Schloss und Weingut Vollrads. Ein weites Panoramakino bis ins benachbarte Rheinhessen bietet sich von der Bubenhäuser Höhe, wo die Rauenthaler Winzer alljährlich an Pfingstmontag ihre „Weinrunde“ schmeißen. Königlich geht es auf der Riesling Schleife bei Hochheim am Main zu. Die englische Monarchin war seit ihrem Besuch 1848 ein bekennender Fan der Weine vom Mainufer. Am markanten Rechtsknick des Rheins unterhalb von Burg Ehrenfels bei Rüdesheim am Rhein taucht der Rhein in das UNESCO-Welterbe Oberes Mittelrheintal ein. Die steilen Hänge des Taunus und der ersten Hunsrückhöhen auf der gegenüberliegenden Flussseite lassen kaum Platz für Orte und Weinbau. Dicht an dicht ducken sich schiefergedeckte Häuser in enge Seitentälchen. In dieser atemberaubend wilden Ecke des Rheingaus verlaufen zwei weitere Riesling Schleifen auf schmalen Weinbergpfaden zu Aussichtspunkten in den steilen Weinlagen über Assmannshausen und Lorch am Rhein. Aufmerksame Leser werden auf bekannte Namen stoßen. Auch der Qualitätsweg Rheingauer Klostersteig und der Rheinsteig verlaufen durch die lieblichen Weinberge des Rheingaus und kreuzen des Öfteren die Riesling Schleifen.

Die kurzen Rundwanderungen um entzückende Winzerorte, durch Rebhänge und Streuobstwiesen zu alten Schlössern oder Aus­sichtspunkten mit Rheinpanorama sollen anregen und Lust machen auf die Region zwischen Hoch­heim am Main und Lorch am Rhein, auf die lo­kalen Produkte und die Veranstaltungen rund um den Wein. Bei jeder Riesling Schleife ist neben dem Wein zudem auch das „Drumherum“ wichtig: Schmale Gassen in Winzerorten, Schieferklippen über den Reben, blühende Wiesen und alte Gemäuer.