Von Längen- und Breitengraden haben Sie bestimmt schon einmal gehört. Doch kennen Sie auch das System, nach dem GPS-Karten funktionieren? Hier erfahren Sie mehr.

© KOMPASS Karten GmbH

Beim Anblick einer Wanderkarte fallen dem aufmerksamen Betrachter bestimmt das regelmäßige Gitter und die kleinen Zahlen am Rande der Karte ins Auge. Es ist ein Koordinatensystem, das hilft, den eigenen Stand- oder Zielpunkt exakt zu bestimmen. Bei einem Notfall kann es lebensrettend sein, den Einsatzkräften die jeweiligen Koordinaten durchgeben zu können.
Um einen Punkt auf der Erde bzw. in der Karte genau festlegen zu können, gibt es verschiedene Koordinatensysteme.


Das geografische Gradnetz
Beim geografischen Gradnetz wird die Erde in 360 Längen- und 180 Breitengrade eingeteilt. Dies wurde ursprünglich für die Orientierung von Schiffen auf See entwickelt und ist Ihnen bestimmt vom Globus bekannt.

Der Äquator bildet den Breitengrad 0. Von diesem verlaufen die anderen 180 Breitengrade parallel in einem Abstand von jeweils rund 111 Kilometern nach Norden bzw. Süden. Die nördliche Halbkugel wird von 90 Breitengraden mit dem Zusatz „N“ für North (Norden) umgeben. Die südliche Halbkugel wird ebenso von 90 Breitengraden überzogen, allerdings mit dem Zusatz „S“ für South (Süden). Der Umfang dieser Parallelkreise, wie die Breitengrade auch genannt werden, nimmt zu den Polen hin ab.

 

Die Längengrade (Meridiane) laufen vom Nord- zum Südpol. Ausgangspunkt ist der Nullmeridian, der durch die Sternwarte in Greenwich (Südengland) verläuft. Von hier wird die Erde in 180 Längengrade in östliche Richtung, versehen mit dem Kürzel „E“ für East und in 180 Längengrade in westliche Richtung, versehen mit dem Kürzel „W“ für West, geteilt. Ihr Umfang bleibt im Gegensatz zu ihrem Abstand immer gleich. Der Abstand nimmt zu den Polen hin, wo die Meridiane zusammenlaufen, ab.  Das Gitter des geografischen Gradnetzes bildet somit keine regelmäßigen Rechtecke.

 

Wer die geografische Länge und Breite seines Standpunktes kennt, weiß, wo er sich auf der Erde befindet. Diese Koordinaten können auf drei verschiedene Arten angegeben werden. Hier als Beispiel die Koordinaten von Fulpmes in Österreich:
- in Dezimalgrad
N 47.15211°, E 11.34831°
- in Grad und Dezimalminuten (ein Grad wird dabei in 60 Minuten eingeteilt)
N 47° 9.127’, E 11° 20.899’
- in Grad, Minuten und Dezimalsekunden (eine Minute wird dabei in 60 Sekunden wie bei einer Uhr eingeteilt)
N 47° 9' 7.6", E 11° 20' 53.9"

Das geodätische Gitternetz

© KOMPASS Karten GmbH

Wer schon einmal versucht hat, einen Ball in einen Bogen Geschenkpapier zu wickeln, wird vermutlich Schwierigkeiten bekommen haben. Es ist nicht möglich, diesen Ball glatt mit dem Papier zu ummanteln. Immer wieder kommt es zu Überlappungen, Falten und Knittern.
Das gleiche Problem tritt auf, wenn man die dreidimensionale Erde auf eine zweidimensionale Karte übertragen möchte (Projektion). Hierfür wird das geodätische Gitternetz verwendet.

Es ist ein rechtwinkeliges Gitternetz, das in Metern oder Kilometern anstatt Grad angegeben wird. Deshalb kann es nur kleinräumig eingesetzt werden. Die Erde wird somit nur in kleinen Teilen auf die Karte projiziert.

 

Das international gültige UTM-Gitter (Universal Transverse Mercator Grid) ist Standard für die GPS-Navigation und auf den meisten Wanderkarten abgedruckt.

 

Dabei unterteilt man die Erdoberfläche in 60 Meridianstreifen (Zonen), die alle 6 Grad breit sind. Die jeweiligen Mittelmeridiane, auch Hauptmeridiane genannt, liegen genau in der Mitte ihrer Zonen, also bei 3°, 9°, 15°, 21° usw. Richtung Osten bzw. Westen. Alle Zonen werden von West nach Ost, beginnend am 177. Längengrad westlicher Länge, durchnummeriert. Zudem wird jede dieser Zonen zwischen 80° südlicher und 84° nördlicher Breite durch 20 horizontale Bänder untergliedert, die jeweils 8 Grad breit sind. Die Bezeichnung von Süd nach Nord erfolgt mit den Großbuchstaben C bis X, wobei O und I aufgrund von Verwechslungen ausgeschlossen werden. Dadurch ergeben sich insgesamt 1197 Felder, die jeweils mit der Zonennummer sowie dem Breitenband angegeben werden können.

Das Kartendatum

© KOMPASS Karten GmbH

Um die Erde, die keine Kugel, sondern eher ein Ellipsoid (eiförmig) ist,  auf der Karte darstellen zu können, muss man sie auf ein einheitliches Niveau bringen (ohne Vertiefungen und Erhebungen). Diese exakte Berechnung für die gesamte Erde ist äußerst schwer. Daher entstanden in der Vergangenheit viele länderbezogene Ellipsoide (z. B. in  Deutschland das Potsdamer Datum).

 

Diese verschiedenen lokalen Systeme störten in der Vergangenheit nicht. Durch die Verbreitung der internationalen Satellitennavigation war aber ein weltweites System erforderlich (WGS84 World Geodetic System). Gerade auf älteren Wanderkarten können noch lokale Systeme Anwendung finden.

 

Tipp: Vielen ist dieses „Kartendatum“ etwas rätselhaft. Es hat nichts mit dem Erstellungsdatum einer Wanderkarte zu tun, sondern gibt die mathematische Form der Erde als Ellipse wieder. Bei einem falschen Kartendatum wird man sein Ziel womöglich nicht genau erreichen. Also immer auf das richtige Kartendatum achten!

Um Koordinaten auf einer Karte bestimmen zu können, verwendet man am besten einen Planzeiger. Näheres dazu finden Sie unter dem Menüpunkt: Praxistipps/Planzeiger.