Die Ferienregion Fichtelgebirge liegt in Oberfranken/Nordbayern und reicht von Bayreuth im Westen bis zur tschechischen Grenze im Osten, im Norden bis nach Hof und im Süden bis Windischeschenbach in die nördliche Oberpfalz. Das Fichtelgebirge erhebt sich hufeisenförmig auf bis zu knapp über 1000 m. Die touristischen Trümpfe: Berge, Wiesen, kleine Seen, Granitmeere, Felstürme, ein Felsenlabyrinth (Luisenburg), ein Geopark, Heilbäder, ausgezeichnete Kulinarik und Kultur, abwechslungsreiche Wander- und Radwege – und Wald, viel Wald.
Für das Fichtelgebirge Ist der Wald eine wichtige Grundlage für den Tourismus.
Tagesausflügler, Gäste, aber auch Einheimische wollen sich im Wald bewegen, wandern,
mountainbiken, spazieren gehen. Weil der Wald aber auch hier vor großen Herausforderungen steht – Stichworte: Klimaresilienz, Waldumbau & Co. – das Tourismusteam um Ferdinand Reb den Wald für die nächsten beiden Jahre zum Schwerpunkt. Was bietet der Wald den Gästen? Wofür steht er? Wie kann er zur Gesundheit beitragen? Neben dem Angebot in Kur- und Heilwäldern wurden zum Beispiel auch Walderlebnispfade oder die informative Ausstellung WALDGeschichten Fichtelgebirge entwickelt, was die Wertschätzung für Wälder zusätzlich unterstützen soll.
Der Wald im Fichtelgebirge aber auch ein sehr wichtiger Faktor für das Arbeitsleben. Bereits im Mittelalter wurden in den Wäldern Mineralien, Erze, Edelmetalle und seltene Steine in Bergwerken abgebaut und in Hammerwerken verarbeitet. Im 15. und 16. Jahrhundert kamen nacheinander die Glasmacherdynastien Glaser, Greiner und Wanderer aus Böhmen und Thüringen nach Bischofsgrün, Fichtelberg und Warmensteinach. Bereits seit dem 17. Jahrhundert wird das Fichtelgebirge als „paradiesische Region“ gepriesen. Es war der Privatlehrer Johann Will, der in seinem Buch „Das Teutsche Paradeiß“ den „vortrefflichen Fichtelberg“ und alles, was die waldreiche Region ausmacht, rühmte. Klar, und dann kam ja auch noch Goethe, 1785 besuchte und erwanderte er die Gegend und fügte dem Fichtelgebirge als Sehnsuchtsort weitere Argumente zu.
Waldbaden
Der Begriff ist längst populär geworden und doch noch mit Missverständnissen oder gar Witzeleien behaftet. Es gibt sogar Gäste, die ernsthaft fragen, ob sie eine Badekappe benötigen oder wo „der Weiher im Wald“ sei.
Dabei ist Waldbaden eine wahre Wohltat und so viel mehr als „Bäume umarmen“. Es geht darum den Wald zu hören, zu fühlen, zu riechen – ihn wahr zu nehmen. Im Wald einfach mal himmelwärts schauen. Die Baumkronen bewundern? Die Baumborke berühren. Einen Käfer beobachten? Moos anfühlen? Genau solche Momente sind es, die den Naturraum Wald einzigartig und wertvoll machen.
Waldbaden ist aber auch ganz „handfeste“ Anwendungen und Übungen. Saubere Luft atmen. Aktiv sein ohne (allzu) viel UV-Strahlung bei (meist) angenehmer Temperatur. Atemübungen auf Lichtungen. Ruhe hören und sich eine Wohlfühlatmosphäre schaffen.
Der Wald als Alleskönner.
Er ist nicht nur wichtiger Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Er schützt den Boden, speichert CO2, hält Wasser zurück, produziert Sauerstoff und liefert uns den Rohstoff Holz – und ist auch unser größter Erholungsraum. Was in den 1980er-Jahren in Japan als neue Bewegung namens „Shirin Yoku“ („ein Bad in der Atmosphäre des Waldes nehmen“) begann, wurde inzwischen in etlichen Studien wissenschaftlich nachgewiesen: wie wohltuend und heilsam ein bewusster Aufenthalt im Wald auf Körper und Geist wirkt. Durch das Eintauchen ins Grüne wird das parasympathische Nervensystem aktiviert, also unser körpereigener Ruhe- und Entspannungsmodus. Dadurch reduzieren sich die Stresshormone Adrenalin und Cortisol. Was für eine Wohltat für Menschen, die unter chronischem Stress leiden.
Vier Portraits von Menschen aus dem Fichtelgebirge
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Die Leiterin der Fichtelgebirgsmuseen hat reichlich Details (NutzWALD, JagdWALD, ErholungsWALD, ZukunftsWALD) für eine kleine, aber sehenswerte Ausstellung „WALDGeschichte Fichtelgebirge“ zusammengetragen, die bis zum 14. September 2025 im Gerätemuseum Arzberg zu sehen ist. Auch sie fühlt sich, wie viele hier, ihrer Heimat
Fichtelgebirge verbunden. Geboren in Waldsassen, Studium in Bayreuth, wohnhaft
in Arzberg, engagiert sie sich gerne auch als Kreisheimatpflegerin und beobachtet etwas,
dass sie „Fichtelisation“ nennt. Nach dem Niedergang der einst stolzen Porzellanindustrie
vor 30 Jahren verharrte die Region in einer Phase der Depression. Aber inzwischen hat sich neues Selbstbewusstsein entwickelt. „Fichtelschrauber“, „Fichtelschön“ (ein Kosmetikstudio), „Fichtelcafé“ – mehr und mehr lokale Macher vertrauen auf die Wirkkraft des Wortes „Fichtel“.
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Der Kirchenlamitzer ist besonders heimatverbunden. Er hat in „grünen Berufen“ gearbeitet und bringt seine Kenntnisse inzwischen als einer von vier Rangern des Naturparks Fichtelgebirge ein. Er führt durch die Natur, erklärt zum Beispiel Schülern im Granitlabyrinth am Eprechtstein die Geschichte der wirtschaftlich wichtigen Granitgewinnung hier in der Region. Und bestimmt kommt er irgendwann auf sein Lieblingsthema zu sprechen: die Kreuzotter. Die Schlange ist scheu – und giftig. Hier in den Granitblöcken und Steinbrüchen des Fichtelgebirges findet sie als Sonnenanbeterin ihr ideales Habitat. Begeistert erzählt Andreas, wie konkurrierende Männchen während der Paarungszeit (April/Mai) regelgerechte
Ringkämpfe austragen, um die Gunst der Weibchen zu gewinnen. „Aber sonst ist die Kreuzotter a feiges Viech“, meint er wohl beruhigend.
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Der Bienenlehrpfad „Bienen & Wald“ mit seinen 40 Tafeln und 14 Stationen bei Fichtelberg ist sein Baby. Als „Lehrer in Ruhe“, ist er ein Unruhegeist, dazu passionierter Imker (mit 40 eigenen Völkern) und anpackender Vorstand vom Imkerverein Hohes Fichtelgebirge (mit inzwischen 58 Mitgliedern). Vor fünf Jahren saß er mit am runden Tisch von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, der zur Aktion „Rettet die Bienen“ gerufen hatte. Weil Traßl nur eine Herangehensweise kennt („Ich mach nix oder g’scheit“), wuchs sein Projekt „Biene & Wald“ zu einem schönen Beispiel für das facettenreiche Thema Wald. Wer ihn mal auf einer Führung erlebt hat, dem könnte hinterher der Kopf brummen – denn Stefan, der König der Bienen, will sein immenses Wissen schließlich großzügig weitergeben. Schulklassen bietet er Arbeitsmaterialien zum Ausdrucken an.
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Sein ganz großes Thema ist: „Waldumbau“. In Hertels Revier sind die 75 Mitarbeiter überwiegend mit den Folgen des Klimawandels beschäftigt, der auch den Wäldern im Fichtelgebirge enorm zu schaffen macht. In den letzten 20 Jahren ist die Temperatur in den Wäldern um 1,5 Grad gestiegen. Und die Trockenphasen nehmen zu. Jahrhundertelang war der Fichtengebirgswald Rohstofflieferant für Bergbau, Glashütten und Hammerwerke. Die intensive Holznutzung und der Abbau von Bodenschätzen verdrängten das natürlich vorhandene Laubholz. Aus bunten Mischwäldern wurden Fichtenforste – schnell nachwachsender Rohstoff. Als Flachwurzler kommen Fichten aber mit dem Klimawandel (wärmer, weniger Niederschläge) schlecht zurecht. Der Borkenkäfer kann sich in kranken
Bestand rasch vermehren – der Wald stirbt. Im Fichtelgebirge sieht es nicht ganz so dramatisch aus wie anderswo, weil hier schon vor 30 Jahren damit begonnen wurde, in die Fichtenaltbestände Buchen und Tannen zu pflanzen, aber auch Linden, Esskastanien, Eichen und Douglasien, die mit zukünftigen Klimabedingungen besser fertigwerden. Um den Wald zu mischen und zu stabilisieren, werden im Fichtelgebirge jedes Jahr rund 300 000 Bäumchen gesetzt.
Tipps
Kontakt
Tourismuszentrale Fichtelgebirge
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95686 Fichtelberg
Tel. +49/(0) 92 72/96 9030
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