Karte anzeigen

Die belgischen Ardennen sind eine wunderbare Wanderregion mit zahlreichen Fernwanderwegen (Sentiers de Grande Randonnée), die Genuss, Erholung, Kultur und Natur miteinander verbinden.

Podcast aus dem Magazin

Die Wallonie, also Belgiens französischsprachige, südliche Hälfte, punktet mit Natur und Kultur, mit kulinarischem Reichtum und Genusshandwerk (leckere Pralinen, Waffeln, Käse & Co.), mit seiner einzigartigen Gastronomiekultur – also Savoir-vivre.
- Ulrich Pramann, Herausgeber von wanderbar! -

Einst war das Thermalbad Spa in der Wallonie so eine Art heimliche Hauptstadt Europas. Hier trafen sich Königinnen und Kaiser, Wissenschaftler, Generäle und Künstler zur Kur. Und bis heute gehört die Stadt am Rand der Ardennen zu den renommiertesten Kurbädern Europas. Spa – das steht auch für den lateinischen Spruch »sana per aquam« – gesund durch Wasser. Schon vor vielen Jahren fand der Begriff Spa Eingang in die englische Sprache: als Begriff für eine Wellness-Einrichtung. Und in den benachbarten Niederlanden ist Spa ein Synonym für Mineralwasser, wie bei uns Tempo für Papiertaschentücher.

Geschichten von Casanova und Einstein

Die lange Geschichte der Stadt und ihre Geschichten der pikanten Art erlebt man am besten auf einer Stadtführung und erfährt dabei auch, dass Casanova hier über Wochen vergeblich versuchte bei einem hübschen Dienstmädchen zu landen. Oder dass eine hiesige Hotelwirtin einen ihrer Gäste als „etwas beschränkt“ beschrieb, weil der so in sich gekehrt wirkte. Es war Albert Einstein. Am „Livre  d’or de la Ville de Spa“, dem goldenen Buch der Stadt, hat Maler Antoine Fontaine zwölf Jahre lang gearbeitet. Das neun mal drei Meter große Werk zeigt 92 Gäste aus drei Jahrhunderten: Könige und Kaiser, Dichter (Alexandre Dumas, Victor Hugo), Philosophen (Descardes) oder Komponisten (Jacques Offenbach) – ein Who’s who des europäischen Hochadels, der Künste, der Macht. Tatsächlich war Spa im 18. und 19. Jahrhundert ähnlich glamourös wie später Saint-Tropez, St. Moritz oder Monaco. Hier suchte man Erholung und auch Amüsement, hier spielte sich große Politik ab. Der Aufstieg von Spa hatte mit Zar Peter dem Großen begonnen. Der litt an Gallenkoliken und Appetitverlust, reiste 1717 hoffnungsvoll nach Spa, blieb vier Wochen, suchte diverse Quellen auf und trank reichlich vom angeblichen Heilwasser.

"Sein Gesundheitszustand hat sich daraufhin von Tag zu Tag verbessert. Obschon Seine Majestät bereits andere Wasser an unterschiedlichen Orten zu sich genommen hat, hat Sie keine besseren oder welche mit vergleichbarer Auswirkung auf seine Krankheit gefunden als die Wasser von Spa"
– aus der Genesungsurkunde von Zar Peter dem Großen –  

Zu verdanken hat Spa sein Wasser dem bis zu zehn Meter dicken Hochmoor (La Fagne) des Hohen Venn. Wie ein Schwamm nimmt es den Regen auf und filtert ihn auf spezielle Weise. In den unteren Gesteinsschichten entstehen natürliche Kohlensäuren, die sich mit unterschiedlichsten Mineralien anreichern, ehe das Wasser schließlich in einer von mehr als 300 Quellen in Spa und um Spa herum zu Tage tritt. 2021 wurde die Kleinstadt als UNESCO-Weltkulturerbe (»The Great Spa Towns of Europe«) anerkannt, zusammen mit zehn anderen, bedeutenden Kurbädern (u. a. Vichy, Karlsbad, Baden-Baden, Bad Ems, Bad Kissingen). Mit ihren Gärten und Parks, Villenvierteln und Kurbauten, Casinos, Trinkhallen und Badehäusern sind sie, so die offizielle Lesart, ein außerordentliches Zeugnis des europäischen Kurphänomens. Nach dem Stadtbummel geht es natürlich noch in die „Thermes de Spa“. Man kann im „Parc de 7 Heures“ die gläserne Schrägseilbahn besteigen und bequem die 185 Höhenmeter hinauf schweben oder sich vor dem Wellnessspaß für den knackigen Anmarsch, zickzack den Waldweg hoch entscheiden. Als vor 20 Jahren das Projekt hoch über der Stadt geplant wurde, gab es viele kritische Stimmen. Heute sind alle froh über die großzügige, gläserne Thermenwelt, die Wellness mit traditioneller Hydrotherapie verbindet und auch einen Aufbruch in die Zukunft symbolisieren soll.

Auf dem Dach Belgiens

Den Naturpark Hohes Venn (Hautes Fagnes, 694 m), Europas größtes Hochmoor an der deutsch-belgischen Grenze, sehen Naturfreunde als „Fenster in die Urzeit“. Eine letzte Wildnis, nahezu unberührt, ursprünglich, unwirklich, unnahbar. Auch im Sommer ist es meist kühl, nass, nebelverhangen. Und in den langen Wintermonaten sind frostige minus 15 Grad gar nicht selten. Gerade bei Regen, bei ziehenden Wolken, entfaltet diese Landschaft ihren mystischen, melancholischen Reiz. Bei Spa sind Teile des Hochmoores (Fagne de Malchamps) mit seinem trügerischen Teppich aus Moosen, Sträuchern, Heidekraut – und gefährlichem Sumpf, auf einem vier Kilometer langen Holzsteg zugänglich.

Einzigartiger Wildbach in Belgien

In Sedoz, eine halbe Stunde westlich von Spa starten beliebte Trails entlang des Ninglinspo, einem einzigartigen Wildbach in den Ardennen. Brücken und Stege erschließen das Tal. Vögel zwitschern, munter plätschert der Bach. Grüne Wildnis. Wasserfälle. Gewaltige Felsbrocken im Flussbett, eine Stelle heißt „Grand Chaos“. Der Ninglinspo hat sich so enorm tief ins Quarzitgestein gefräst, dass kurze Abschnitte der Wege sogar durch Seile gesichert sind.

Belgisches Bier

Belgiens berühmte Braukultur steht seit 2016 auf der Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO. Zahlreiche Mikrobrauereien und Familienbetriebe bereichern die Szene. Allein in der Wallonie bieten 89 Brauereien Besichtigungen und Verkostungen an.

Die „Brasserie de Belleveau“ bei Malmedy ist ein typisches und sympathisches Beispiel. Auf der Suche nach einem naturnahen Leben fand das Apothekerpaar Schuwer  aus Holland hier einen verlassenen Bauernhof und baute den jahrelang tatkräftig um. Aus dem Kuhstall und Schweinestall wurden urige Gasträume, davor entstand ein Biergarten. Mutter Carla und Schwiegertochter Elisa kümmern sich um die Bewirtung. Sohn Tom, studierter Braumeister, produziert in der ehemaligen Scheune seit zehn Jahren Biere in kleinen Mengen, aber mit spezieller Note. Das Brauwasser kommt aus einer Quelle in der Nähe, der Hopfen aus dem eigenen Garten. Im Hofladen werden Produkte aus der Region angeboten. Wem nach dem Genuss (oder davor) nach Bewegung dürstet: es gibt mehrere Wandervorschläge, benannt nach den hauseigenen Biersorten.  

„Das „Malmedy Triple“ hat neun Prozent Alkohol. Da geht nicht mehr viel!"
- Carla Schuwer zur Frage warum es für das stärkste Bier im Sortiment keinen Wandertipp gibt -

Auch „Peak Beer“ ist auf Wanderer eingestellt, die prosperierende Brauerei (mit empfehlenswertem Restaurant) hat vier Wege (von 2,5 bis 12 km) im Angebot. Vor sechs Jahren siedelte Peak Beer an einem besonderen Standort, mitten im Hohen Venn, in unmittelbarer Nähe zum Signal de Botrange, auf 694 Metern Höhe und kann sich „höchst gelegene Brauerei Belgiens“ nennen.

Wandertipp: Weg zu den Quellen

Neun Etappen, insgesamt 161 Kilometer – der neue Fernwanderweg „Chemin des Sources“ von Spa über das Fagne de Malchamps und die Cascades de Coo (mit 15 Metern die höchsten Wasserfälle Belgiens) nach La Reid verbindet sehenswerte Orte, führt zu Quellen und Wasserfällen, es geht durch Wälder, über Berge, zu Burgen und Flüssen, also zu vielen attraktiven Zielen in den Belgischen Ardennen.

Die Wallonie für...

Die Wallonie für...

  • Château de Lavaux-Sainte-Anne
    Château de Lavaux-Sainte-Anne © WBT - Denis Erroyaux

    Zahlreiche Schlösser und Burgen in Südbelgien bilden die Kulisse für ein romantisches Urlaubsziel. Sie bieten Augenschmaus auf Rad- oder Wandertouren, einige sind auch zu besichtigen.

     

    Prachtvolle Parks und Gärten gibt es ebenfalls zu besichtigen. Beeindruckende Provinzdomänen, außergewöhnliche Gärten und Arboreten laden zum Bummeln durch grüne Idyllen mit einer vielfältigen Flora und Fauna ein.

     

    Abteien wie die von Stavelot, Val-Dieu, Villers-la-Ville, Orval oder Maredsous bieten außerdem wunderbare Ziele – und nicht selten Museen oder Brauereien als Dreingabe. 31 ländliche Ortschaften in der Wallonie dürfen die Bezeichnung Schönste Dörfer der Wallonie tragen. Diese typischen Ardenner Dörfer zeichnen sich unter anderem durch ihren unversehrten Charakter aus. Zahlreiche Schlösser und Burgen in Südbelgien bilden darüber hinaus die Kulisse für ein romantisches Urlaubsziel.

     

    Tipp: Um mehr über die drei Trappisten-Abteien sowie ihre Biere Chimay, Rochefort und Orval zu erfahren und zu entdecken, kann man sich auf dem 290 km langen Fernwanderweg der Trappisten-Abteien auf ihre Spuren begeben.

     

    Mehr Infos:

    https://visitwallonia.be/schloesser

  • Am See von Nisramont
    Am See von Nisramont © WBT - Charlotte Princen

    Kleine Fluchten nach nebenan. Es muss nicht immer die weite Reise sein, die frischen Wind bringt. Die Wallonie und insbesondere die belgischen Ardennen eignen sich bestens für eine Auszeit im Grünen. Wer es langsam angehen lassen und die Wallonie auf die sanfte Tour erleben möchte, kann das per Zug, Fahrrad oder zu Fuß tun.

     

    VISITWallonia.be hat elf Tourenvorschläge zusammengestellt, die alle an einem Bahnhof beginnen und enden und ohne Auto zu machen sind. Sie führen z. B. von Waterloo nach La Louvière, von Namur nach Dinant, von Brüssel nach Lüttich oder von Eupen nach Lüttich. Diese Kurztrips lassen sich zu einem längeren Aufenthalt kombinieren.

    Ein Reiseplan mit Karten und Beschreibungen steht für jede Tour zum Herunterladen zur Verfügung. Darin finden sich Vorschläge, wie sich Zugfahrten mit Wanderungen oder Radtouren verbinden lassen und welche Sehenswürdigkeiten am Wegesrand liegen. Adressen für Einkehr und Übernachtung sind ebenfalls dabei, darunter auch solche mit dem Gütesiegel „Bienvenue Vélo“. Außerdem gibt es in der Wallonie eine Reihe von Unterkünften, die mit dem Öko-Label „Clé verte“ zertifiziert sind.

     

    Mehr Infos:

    https://visitwallonia.be/ohneauto

    Travel-Gare de Marloie
    Travel-Gare de Marloie © WBT - Hike UPRailtrip
  • Ferme de Mont Saint-Jean, Brasserie de Waterloo
    Ferme de Mont Saint-Jean, Brasserie de Waterloo © WBT - Denis Erroyaux

    In der Wallonie wird Genuss seit jeher großgeschrieben. Wer liebt sie nicht, die knusprigen belgischen Fritten oder die leckeren Pralinen und Waffeln? Auch die Vielfalt an handwerklich gebrauten Bieren ist über die Grenzen hinaus bekannt. Diese Spezialitäten sind jedoch nur ein Teil einer gastronomischen Vielfalt, die ihresgleichen sucht.

    Überall in der Wallonie finden sich Genusshandwerker*innen mit Leidenschaft und Liebe zum traditionellen Handwerk und ihrem Terroir, die Lebensmittel von hoher Qualität und bestem Geschmack auf nachhaltige Weise produzieren. Mit ihrer Expertise erfahren sie große Wertschätzung, und ihre Produkte sind sowohl aus den heimischen als auch den unzähligen wallonischen Restaurantküchen aller Couleur nicht wegzudenken.

    Hinter den Portalen von Bauernhöfen oder Abteien und in den Kleinbetrieben der Dörfer wird nach traditioneller Methode Bier gebraut, Käse hergestellt, Birnensirup gekocht, Backwerk verziert, Wein gekeltert oder auch Whisky gebrannt.

     

    Eines der bekanntesten belgischen Produkte ist das Bier. Belgiens Braukultur ist weltberühmt und seit Jahrhunderten fest in der Geschichte des Landes verankert. Seit 2016 steht sie auf der Liste des immateriellen Kulturerbes der UNESCO. Die Vielfalt zeichnet sich durch Spezialitäten wie Abtei-, Trappisten- oder Fruchtbiere aus. Zahlreiche Mikrobrauereien und Familienbetriebe haben sich ebenfalls dem Gerstensaft verschrieben.

     

    Mehr Infos zu wallonischen Genussprodukten und Besichtigungsmöglichkeiten:

    https://visitwallonia.be/genuss

    Restaurant Les Mougneus d'as in Bouvignes
    Restaurant Les Mougneus d'as in Bouvignes © WBT - Dominik Ketz
  • Kontakt

    VISITWallonia.be 
    Belgien-Tourismus Wallonie 
    50667 Köln 
    info@belgien-tourismus-wallonie.de 
    https://visitwallonia.be/de 

  • Ihre Bestellmöglichkeiten 

    Sie haben die Möglichkeit das Magazin wanderbar! einzeln oder noch besser im Abo mit 4-Ausgaben zu bestellen. Nutzen Sie das ABO und erhalten Sie einen attraktiven Vorzugspreis sowie ein Wandertagebuch als Prämie.