Was für ein Auftakt: Der höchste Berg Österreichs erhebt sich majestätisch über der Pasterze, dem größten Gletscher der Ostalpen. Start der zweimonatigen Abenteuerwanderung ist auf 2396 Meter Seehöhe, direkt am Nationalparkzentrum Hohe Tauern an der Großglockner Hochalpenstraße. Über eine aufregend luftige Hängebrücke geht es über den tosenden Gletscherabfluss. Fast belustigt beobachtet von einer Schar zutraulicher Murmeltiere. 
 
Wasserfälle stürzen von links und rechts in das tief eingekerbte Tal am Weg nach Heiligenblut. Dann lehnt sich die Landschaft zurück, der Trail wird gemütlicher. In der bergbäuerlichen Kulturlandschaft des Mölltals lohnt es sich ab und an umzudrehen und einen Blick auf das erhaben das Tal überragende Glockner-Massiv zu werfen. Weiter talabwärts wandernd rücken dann die bleichen Kalkspitzen der Lienzer Dolomiten in den Fokus. Mal geht es ganz bequem auf Radwegen am Fluss entlang, dann schummelt sich der Alpe Adria Trail auf Pfaden durch mystischen übermoosten Urwald zum Marterl, der höchstgelegenen Wallfahrtskirche Österreichs auf 1861 Metern.

Durch die Nockberge zu den Kärntner Seen

Bislang war die Laufrichtung klar: Nach Süden, dem Meer entgegen. Doch der Alpe Adria Trail legt (wie auch das Mölltal noch einen Schlenker gen Osten ein. Ein Abtstecher führt zum herrlichen Stappitzer See am Fuß des mächtigen Ankogels. Eigentlich könnte man dann am Millstätter See den ersten Kontakt zu den Seen Kärntens mit einem Strandtag genießen, wäre da nicht das Granattor auf der Millstätter Alpe, 1500 Meter über dem See. Vom eisernen Tor bietet sich eine faszinierende 360°-Rundumschau auf das südlichste Bundesland Österreichs. Im Süden kündigen die Julischen Alpen, die Karawanken und die Karnischen Alpen schon Italien und Slowenien an. Im Norden erheben sich die Nockberge. Kuppenartige, grasbewachsene Berggipfel prägen das Gesicht des von der UNESCO unter Schutz gestellten Biosphärenreservats. Man darf sich nicht täuschen lassen. Was fast wie ein Mittelgebirge anmutet, schraubt sich am Hohen Eisenhut bis auf beachtliche 2441 Meter hinauf. Wanderer auf dem Alpe Adria Trail können leicht den 2254 Meter hohen Pfannock mitnehmen. Am Ufer des Osiacher See und am Wörthersee darf man sich dann ohne Gewissensbisse am Strand erholen, sich einen Kaffee und ein Eis gönnen und die Füße kühlen. 

Diese Erfahrung hat mich unglaublich bereichert, viele meiner Ängste konnte ich unterwegs überwinden. Vor allem die Angst vor dem Alleinsein.
Sabrina Bechtold, Content Creator und Outdoor-Bloggerin, über ihre zwei Monate „Sabbatical“ auf dem Alpe Adria Trail

Durch das Soča-Tal ans Meer

Zwischen Kärnten, Italien und Slowenien versperren gewaltige Kalktürme das Vorwärtskommen. Nur zwischen Villach, Tarvisio und  Kranjska Gora zeigt sich der Grenzkamm weniger wild, erlaubt einen fast bequemen Übergang nach Süden. Doch wer meint es geht jetzt schnurstracks dem Meer entgegen, wird erfreut feststellen, dass sich zwischen den Kärntner Seen und den Stränden der Adria erst noch das gewaltige Triglav-Massiv in den Weg schieb. Die höchsten Berge Sloweniens sind eine wilde, ursprüngliche Landschaft in der sogar noch Braunbären leben. Das türkisblaue, kristallklare Wasser der Soča ist legendär. Surreal hebt es sich von den bleichen Kalkfelsen ab. Abenteuerliche Hängebrücken helfen dem anregend schmalen Trail über den Fluss. In der italienischen Region Friaul-Julisch Venetien ändert sich erneut die Landschaft. Es duftet nach Kräutern. Einsame Bergdörfer schmiegen sich an von Kastanienwäldern überzogene Hügel. Obstgärten, Weinreben und Olivenbäume lösen nach und nach die Bergwiesen ab. Am Horizont ist schon das Meer zu ahnen.

<strong>Alpe Adria Trail</strong>

Alpe Adria Trail

Mit seinen 37 Tagesetappen und fast 750 Kilometer vom Großglockner-Gletscher bis an die italienische Adria wird der Trail unter dem Motto „Wandern im Garten Eden“ von den Tourismusverbänden als kultureller Genuss-Trail mit der Schwierigkeit leicht bis mittel eingestuft. Man wandert meist im nicht-alpinen Bereich ohne größere technische Schwierigkeiten, allerdings warten etliche Höhenmeter. Der Trail lässt sich fast durchgehend zwischen Mai und Oktober durchwandern. Die Etappen sind durchschnittlich 20 km lang.  Regelmäßig trifft man „magische Orte“ und „Juwelen der Landschaft“ als Naturinstallationen. Die Unterkünfte auf dem Alpe-Adria-Trail lassen sich entweder direkt oder über das Buchungscenter des Alpe Adria Trails reservieren. Zudem bieten mehrere Reiseveranstalter fix und fertig geschnürte Tourenpakete an.

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